Nach der Heimspiel-Niederlage erfolgte die Freistellung von Tim Walter, für ihn übernahm dessen bisheriger Co-Trainer Merlin Polzin. Für Polzin war es dann bereits die erste schwere Entscheidung, die er treffen musste, welchen Torhüter er in Rostock aufstellt. Hätte er Raab sofort wieder auf die Bank gesetzt, wäre der 25-Jährige, der im Sommer 2022 ablösefrei nach Hamburg kam, bereits wieder geschwächt gewesen. Für eine ohnehin verunsicherte Abwehr wäre es der Worst-Case gewesen, mit einem Torhüter zu agieren, der nicht das volle Vertrauen vom Trainer bekommt. In dieser Konstellation spielt auch der Torwarttrainer Sven Höh eine Rolle, denn dieser ist weiterhin das Bindeglied zwischen Trainer und den Torhütern- wie bereits unter Walter. Somit war es beinahe bereits vorgegeben, dass Raab in Rostock spielen musste. Von Höh konnte gar kein anderer Impuls kommen, denn Polzin und Höh waren bereits vorher in einem intensiven Austausch über die Torhüter. Darüber hinaus hatte Polzin beide Keeper auch immer wieder in der täglichen Trainingsarbeit gesehen. Höh hätte nunmehr auch nur schwerlich gegen Raab argumentieren können, damit hätte er den bisherigen Herausforderer sehr geschwächt, während Heuer-Fernandes aufgrund des bisherigen Saisonverlaufs und der dann erfolgten Degradierung auch nicht das beste Standing im Trainerteam hatte. In der Mannschaft wiederum ist Heuer-Fernandes sehr wohl sehr anerkannt und einer der Führungsspieler in der Kabine.
Wie der Torwart selbst auch gegenüber dem Kicker angab, war er nicht wirklich überrascht, als er gegen Hannover plötzlich spielen durfte: "Es gab zwar in der Woche vor der Entscheidung keine klaren Hinweise, aber ich bin auch nicht aus allen Wolken gefallen." Zusätzlich sagte er: "Ich habe die ganze Zeit Gas gegeben, aber Ferro (Daniel Heuer-Fernandes) auch immer unterstützt." Ebenjene Unterstützung habe Raab nunmehr aber auch von Heuer-Fernandes erlebt. Dennoch gab Raab auch ziemlich offensiv an, seine Chance zu nutzen: "Ich habe ganz klar das Ziel, jetzt drin zu bleiben."
In seinen beiden Einsätzen gegen Hannover und auch in Rostock agierte Raab zwar auf der Linie bisweilen stark, doch vor allem die Raumverteidigung wirkte nicht immer richtig sattelfest. Für einen Torhüter, der aber in den letzten Monaten kaum gespielt hat, ist dies aber nicht sonderlich selten, denn im Training kann das Timing beim Herauslaufen zur Verteidigung von langen Bällen in die Spitze nicht immer optimal trainiert werden. Die fehlende Spielpraxis ist daher in Betrachtung der beiden Spiele von Raab ein Faktor. Wie sich Raab in den nächsten Wochen präsentiert, wird auch zeigen, ob der Torwart auch in der zweiten Bundesliga bei einem ambitionierten Klub jetzt als Stammtorhüter bestehen kann. Zwar war dies langfristig tatsächlich von Klub als auch von Raab selbst so angedacht, doch nun ist der Zeitpunkt gekommen, dass sich Raab beweisen muss.
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